So ein paar Gemüsebeete, die sind doch schnell angelegt, oder? Ja, wenn man mit ein wenig Sommergemüse glücklich ist. Falls man mit der Selbstversorgung liebäugelt, leider nein. Wer hat schon das Stück Land aus dem Lehrbuch, auf dem man alle eigenen Selbstversorger-Vorstellungen und Selbstversorgungs-Praxistipps von den Profis nach Plan umsetzen kann? Das Land selbst hat seine eigene Idee davon, was es werden mag. Und genau das ist das Spannende.
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Vom Winterzauber in den Golden State
Da hat man sich auf den Winter vorbereitet – Feldsalat, Grünkohl und Rosenkohl gepflanzt, Beete mit Blättern bedeckt, Gemüse eingekocht, Säfte gepresst, Kürbisse und Kartoffeln gelagert, Feuerholz gestapelt – und dann kommt das Leben mit ganz anderen Plänen: Wir ziehen nach Kalifornien! Nach der ersten Zeit in einem „Oh Gott, echt jetzt?“-Zustand dämmert uns langsam, was das bedeutet. Nämlich ein kompletter Selbstversorger-Neuanfang. Wir lassen unseren mit Liebe, Schweiß und Pferdeäpfeln bearbeiteten Garten zurück. Wir verschenken einen Großteil unserer Jahresernte und des Eingemachten. Wir müssen sogar unsere biologischen Samen und Wurzeln, getrocknete Tees und einen Teil der Selbstversorger-Kosmetik-Utensilien zurücklassen, da die strengen Einfuhr-Bestimmungen es so wollen. Puh, das fällt ganz schön schwer.
Selbstversuch mit Haferwurz
Endlich ist ungeahnte Abwechslung vom Zucchini-Alltags-Einheitsbrei in meiner Küche in Sicht: Alte, vergessene Gemüsesorten erobern sich langsam ihre Kochnische zurück. Der Rukola hat es vorgemacht. Erst gab es ihn gar nicht. Plötzlich war er überall. Topinambur, Pastinake und Petersilienwurzel eifern ihm gerade nach. Aber welche alte Gemüsesorte ist noch umwittert vom geheimnisvollen Nebel des Vergessens und will von mir neu entdeckt werden?
Lord of the Melonette
Es gibt ihn tatsächlich, den „Lord of the Gourd“, den Herrn des Kürbis, jedes Jahr aufs neue nach Halloween in – wie kann es anders sein – den USA. Da wird nämlich die Weltmeisterschaft im Kürbisweitwurf mit Maschinen ausgetragen. Es gibt auch den diesjährigen Weltrekordkürbis von 951 kg, von einem Schweizer, gekürt in Klaistow (Potsdam-Mittelmark) – nach den Regeln der internationalen Vereinigung Great Pumpkin Commonwealth. Aha. „Atlantic Giant“ heißt die Riesensorte Kürbis. Da können wir mit unseren gerade frisch geernteten, stinknormalen Hokkaidokürbissen nicht mithalten, weder größen- noch wurftechnisch.
Hatten wir ja auch nicht vor. Wir wollen die einmachen, und zwar in süß-sauer, zusammen mit – haha – dem Kürbis mit dem vielleicht längsten Namen der Welt: Gartenkürbis Melonette Jaspee de Vandee. Der ist gelb und soll süß schmecken. Mal sehen.
Traubenflut und Apfelwut
So ein Tag im (Anfänger-) Selbstversorger-Leben kann ganz schön schlauchen. Nehmen wir zum Beispiel den Tag, der mit der Traubenflut begann und mit der Apfelwut endete. Da steckte alles drin, von der Schnulze bis zum Horror. Man könnte also loslegen mit…
Erntelust und Winterfrust
Wie ist das, im eigenen Gemüsegarten zu stehen und die Früchte selbstgezogener, samenfester Bio-Pflanzen in den Händen zu halten und gleich an Ort und Stelle anzuknabbern? Das Abenteuer Selbstversorger-Anfänger beginnt mit einem forschenden Gang durch die Beete. Hier und da rufen wir uns gegenseitig über Stengel, Blüten und Blätter zu „Schau mal, hier! Komm, das musst du sehen!“ und „Mensch, die ist neu, guck mal schnell!“.
Der Erdbeerbaum
Erdbeeren anzubauen kann ziemlich frustrierend sein, wissen wir noch aus unserem Gemüsegarten am alten Wohnort bei Bad Tölz. Sie brauchen viel Platz, werden oft von anderen Gartenbewohnern stibitzt oder faulen am Boden weg, wenn man sie nicht richtig pflegt. Wenn jeder von uns drei selbstangebaute Erdbeeren im Jahr essen konnte war es schon ein gelungenes Erdbeer-Jahr. Da kam uns die Idee von John Seymour und Will Sutherland in ihrem tollen Werk „Das neue Buch vom Leben auf dem Lande“ gerade recht: Das Erdbeerfass!
Das Mairüben-Experiment
Es ist doch immer das Gleiche vorm Gemüseregal im Laden: Tomaten, Gurken, Zucchini und co. Irgendwann hat man alles schon x-Mal durchgekocht und auf nichts davon mehr Lust. Wenn dann mal ein neuartiger Pak Choi im Regal liegt denkt man sich: Ja, eigentlich eine gute Idee, aber wer weiß ob es schmeckt und wie kocht man den überhaupt und ach, viel zu kompliziert das alles, lieber doch her mit den Zucchinis.
Moment! So kann es nicht weitergehen. Schon gar nicht im eigenen Gemüsegarten, wo man doch alles so schön selbst im Griff hat. Endlich Gelegenheit, anzubauen, was der Mensch schon lange vergessen hat.
Das Windschutz-Rindenparadies
Wir haben gehört, das Gemüsebeet braucht einen Windschutz. Irgendwie einleuchtend. Nur haben wir keinen Platz für eine Hecke und Mauern sehen so gar nicht nach Omas Landromantik aus. Die Frage blieb ungeklärt. Bis zu einem Hundespaziergang über die Hügel drei Dörfer weiter. Dort wohnt Bartholomäus. Er trägt Blaumann über seiner stämmigen Figur. Unter dem Bart kämpft sich ein verschmitztes Lächeln hervor. Schweiß perlt über die Stirn. Der Filzhut sitzt schief. Bartholomäus zerkleinert vor seinem Hof das Holz mit der Motorsäge. Hände wie Löwenpranken zittern im Rhythmus des waldmännischen Fachgeräts.
Anzucht: Grünes Leben hinter Plastik
Wir haben bei Bingenheimer Saatgut und Dreschflegel Samen für Gemüse, Blumen und Gründungung bestellt. In den günstigen Gewächshäusern ist fast alles gut aufgegangen. Die Klassiker sind mit dabei: Gurken, Tomaten, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Sellerie, Möhren, u.a. Wir haben auch alte Sorten ausprobiert: Teltower kleine Rübe, Mairübe, Haferwurz.