Kaum weht kalter Wind um die Nase und der Sommer verabschiedet sich, ist es auch schon soweit. Der Hals kratzt. Das passt jetzt aber gar nicht. Weg damit, husch, husch! Nein, so einfach räumst Du nicht das Halsfeld? Na warte! Dir heize ich mit Fire Cider ordentlich ein. Wenn der erstmal mein Immunsystem in Schwung gebracht hat, vergeht Dir das Kratzen. Und falls nicht, lege ich noch etwas ganz Besonderes aus dem Garten nach. Das wird Dich umgarnen und wegzaubern: Der Thymian-Sirup!
Schon in seinem Blumentopf riecht der Thymian zauberhaft. Man kann sich gut vorstellen, wie sein ätherisches Öl bei Erkältungen krampflösend und desinfizierend wirkt. In Maria Trebens Buch „Meine Heilpflanzen“ finde ich ein Rezept für Thymian-Sirup:
- Thymian abwechselnd mit Rohrzucker in einem Glas schichten und drei Wochen an einem sonnigen Platz stehen lassen.
- Den Thymian danach abseihen und mit wenig Wasser abwaschen.
- Die abgeseihte Zucker-Flüssigkeit und das Thymian-Waschwasser zusammen auf kleiner Stufe einkochen, bis es schön dickflüssig wird.
Da ich keine drei Wochen Zeit habe, halte ich mich an das Schnellrezept von Rosemary Gladstar aus ihrem Buch „Medicinal Herbs„. Dazu wasche ich den Thymian erstmal und schnüffle noch ein wenig seinen Zauber ein.
Ich köchle den Thymian in Wasser, lasse den Topfdeckel etwas offen, damit der Dampf entweichen kann. Die Flüssigkeit soll sich um die Hälfte verringern und zu einem sehr, sehr starken Thymian-Tee werden.
Ich tigere um den Herd herum. Ist das jetzt zu heiß, wenn es sehr dampft, und verschwinden dann die ätherischen Öle? Ist das jetzt nicht heiß genug, weil irgendwie verringert sich die Flüssigkeit gar nicht? Hm. Ich lese nochmal im Rezept nach, aber so genau steht das da leider nicht. Gut dann stelle ich eben die anderen Zutaten bereit: Honig und Brandy.
Während mein Thymian-Gemisch weiterhin nicht eindampft habe ich Zeit im Buch von Maria Treben zu stöbern. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl lobt im Vorwort das besondere Pflanzenwissen der österreichischen Kräuterfrau (1907 – 1991) und erzählt, wie er dem Medizinmann der Cheyenne, Bill Tallbull, ein Buch von Maria Treben geschenkt hat. Dieser wollte mehr über die Heilpflanzen wissen, die mit den Siedlern in sein Land gekommen waren. Sein Kommentar war: „Das, was in dem Buch steht, ist echtes Cheyenne-Wissen!“ Was er damit meinte, war: Kein intellektueller Firlefanz, sondern knappe, praktische Anleitungen – von jemandem, der eine Verbindung zum Geist der Pflanzen hat. Seitdem nutzen die Cheyenne auch die eingewanderten, europäischen Pflanzen.
Ob die Cheyenne heutzutage auch einen Thymian-Sirup machen, das weiß ich natürlich nicht. Mir jedenfalls dauert das Eindampfen der Flüssigkeit zu lange und nach einer Stunde seihe ich den Thymian einfach ab.
Die Flüssigkeit ist dünn-, nicht dickflüssig. Aber sie riecht intensiv nach Thymian. Das ist doch die Hauptsache, denke ich mir. Nun kommt etwas Honig hinzu, der schnell im warmen Thymian-Tee zerläuft – und schon ist mein wässriger Thymian-„Sirup“ fertig. Ich gebe noch etwas Brandy dazu, für alle Fälle, wenn es schon nicht dickflüssig ist und trotzdem lange haltbar sein soll.
Das war erstaunlich einfach. Es schmeckt, wie es riecht: zauberhaft! Es wirkt sogar. Drei Schluck später: Mein Hals entspannt sich. Einen Tag und zwölf Schlücke später: husch, weg ist das Kratzen.
- 50 bis 100 gr. frischen oder getrockneten Thymian
- 1 Liter Wasser
- 240 ml Honig
- optional: 60 ml Brandy auf je 240 ml fertigen Thymian-Sirup für bessere Haltbarkeit
Drei Tage und 36 Schlücke später: Ich trinke weiter, es schmeckt so gut und Vorbeugung kann ja nicht schaden.
14. Oktober 2015 um 19:08
Hm, das klingt nicht schlecht!
Ich mache gegen Heiserkeit immer einen Salbeihonig mit Zitronensaft, Zimt und natürlich Salbeiblätter. Das müsste auch mit Thymian, oder in einer Kombi gehen. Ich finde das Rezept nicht mehr… hab es offensichtlich auch noch nicht gebloggt!!! Mach ich die Tage, dann melde ich mich nochmal!
LikeLike
14. Oktober 2015 um 19:16
ja, das wäre interessant, eine Kombi!
LikeLike
18. Oktober 2015 um 7:49
So, jetzt habe ich das Ganze gemacht (war sowieso höchste Zeit!!!), noch mehr Erkältungskräuter dazu gegeben (auf die Idee hast du mich gebracht vielen Dank!) und gepostet:
http://sin-die-weck-weg.de/blog/2015/10/18/erkaeltungshonig/
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Pssst! Selbstversorger sind Rebellen | traum selbstversorger
Pingback: Erste Hilfe mit Kräutern | traum selbstversorger
21. Januar 2020 um 20:46
Thymiantee und Thymiansirup sind die besten Mittel im Winter gegen Halsweh, Heiserkeit und Husten.
LikeLike