Ob Clarins, Clinique und Estee Lauder oder Nivea, Balea und Dove, ob teuer oder billig, sie alle und viele mehr haben diverse Creme-Tübchen anzubieten, die Schauriges enthalten: Microplastik. Heimlich, still und leise haben sich fast unsichtbare, millimetergroße Plastikpartikel in Körper- und Gesichtscreme, aber auch Zahncreme und Duschgel eingeschlichen. Hatten wir etwa vor, durch tägliche Gesichtswäsche und Zähneputzen die Donau, den Gardasee oder die Arktis zu verseuchen? Nicht wirklich. Wir haben gar nicht für möglich gehalten, dass böses Platik als Schleifmittel, Füllstoff und Bindemittel in Kosmetika in Frage kommt und so natürliche Stoffe wie gemahlene Nuss- oder Kokosschalen, Mandelkleie und Tonerde einfach aus der Zutatenliste schmeißt. Gut für die Firmen, dass uns niemand gefragt oder informiert hat, denn wer kauft das schon bewusst. Wir wollen etwas anderes in den Händen halten, wenn wir unser Bad betreten: konzentrierte Natur mit stoffgewordenem Respekt und einem Duft von liebevollem Miteinander aller Erd-, Luft- und Wasserwesen. Also, her mit der selbst gemachten Ringelblumen-Körperlotion und der Kamillen-Gesichtscreme.
Ein Blick genügt, um sicher zu sein. Diese Blüten werden Donau, Gardasee und Arktis nichts tun.
Im Gegenteil: Zuerst haben Kamille und Ringelblume die Bienen im Garten glücklich gemacht und uns ihren schönen Anblick geschenkt. Der Duft der Kamille nach lieblicher Mandel und Unschuld hat uns in die geborgenen Momente der Kindheit zurückversetzt. Die weichen Blütenblätter der Ringelblume und ihr klebriger Harz haben uns daran erinnert, das Sanftheit und Stärke zusammen gehören.
Wir gießen biologisches Traubenkernöl über die Blüten und stellen sie drei Wochen lang in die Sonne.
Es bleibt etwas Zeit, um die Heilwirkung der beiden Kräuterblumen zu erkunden.
- Die Kamille wirkt entzündungshemmend, wundheilend und krampflösend. Als Creme bekommt sie der reifen oder gereizten Haut gut.
- Die Ringelblume wirkt ebenso wundheilend und entzündungshemmend. Als Creme ist sie für die trockene, irritierte und reife Haut gedacht.
Die Sonnenstrahlen helfen dem Traubenkernöl, alle guten Inhaltsstoffe der Blüten aufzunehmen. Nach einiger Zeit sieht man schon die Verwandlung. Das ursprünglich weißwein-farbene Öl wird durch die Kamillenblüten grünlich und duftet nach Kamille. Die Ringelblumenblüten färben das Öl orange und geben ihm einen herberen Duft.
Vorher:
Nachher:
Wir seihen das Öl ab und legen das Cremerezept aus Rosemary Gladstar’s „Medicinal Herbs. A Beginner’s Guide“ bereit. Wir machen „Rosemary’s berühmte Gesichtscreme“ – Feuchtigkeit spendend und, so wird versprochen, göttlich gut für die reife Haut. Wir besitzen eine solche, da machen wir uns nichts vor. Wenigstens soll die Haut reif bleiben und nicht alt werden.
Rosemary’s Rezept hört sich schon einmal gut an und die Zutaten riechen teilweise betörend gut.
- 3/4 Tasse Ringelblumen-Öl aus (1 Tasse sind 250 Milliliter)
- 1/8 Tasse Kakao-Butter
- 1/8 Tasse Kokosnuss-Öl
- 1 gehäuften Esslöffel unbehandeltes Bienenwax
- 1/4 Tasse Aloe Vera Gel
- 3/4 Tasse Destilliertes Wasser
- Einige Tropfen Ätherisches Lavendel-Öl
Die Kakao-Butter möchte man am liebsten essen, so wunderbar nach Schokolade riecht sie. Das Bienenwax duftet fast überirdisch nach Harmonie. Der Geruch des Kokosnuss-Öls lässt Erinnerungen an den Klang des asiatischen Windspiels oder balinesischen Gamelans wach werden. Das Aloe Vera Gel verbreitet einen feinen Sprühregen, als stünde man auf dem bemoosten Stein am Rande eines tropischen Wasserfalls, in dem kein Plastik schwimmt.
Wir schneiden das Bienenwachs in kleine Stücke und erhitzen es zusammen mit den ölhaltigen Zutaten (Kakao-Butter, Kokosnuss-Öl, jeweils mit einem Blütenöl) in einem Wasserbadtopf.
Wir bekommen ein sehr grünes Kamillenöl-Gemisch und ein orangenes Ringelblumen-Gemisch. Dazu stellen wir die jeweils noch fehlenden Zutaten: Destilliertes Wasser, Aloe Vera Gel und Ätherisches Lavendel-Öl.
Die wasserhaltigen Zutaten (Aloe Vera, Destilliertes Wasser, Ätherisches Lavendel-Öl) müssen seperat mit dem Mixer vermischt werden.
Jetzt haben wir aus allen Zutaten ein kamillenölhaltiges Gemisch, ein ringelblumenölhaltiges Gemisch und jeweils dazu ein wasserhaltiges Gemisch gebraut. Wir geben das kamillenölhaltige Gemisch in den Mixer, schütten das wasserhaltige Gemisch langsam dazu und bekommen eine feine Kamillen-Sahne-Creme als Ergebnis.
Das Gleiche wiederholen wir mit dem ringelblumenölhaltigen Gemisch und bekommen eine Ringelblumen-Sahne-Creme als Ergebnis. Beide Cremes sehen identisch aus, riechen aber einmal (stark) nach Kamille und einmal (leicht) nach Ringelblumen. Jetzt können wir in Döschen abfüllen und testen.
Es fühlt sich glitschig an und, ja, glänzt mehr als ein gekauftes Produkt. Das mag auch daran liegen, dass wir nicht alle Zutaten genau abgemessen haben. Aber das ist schnell vergessen, sobald sich einstellt, was kaum eine gekaufte Creme zu bewirken vermag: Das Hängematten-Erlebnis für die Haut. Ach!, scheint die Haut aufzuschnaufen. Oh!, meint man die Poren rufen hören. Endlich aufatmen. Endlich Entspannung. Endlich schaukeln in der Hängematte der heilen Kosmetik-Welt.
Danke an Greenpeace Österreich für die aufschlußreichen Infos zu Microplastik in Kosmetik inklusive Firmenliste.
17. September 2015 um 19:23
sehr schön beschrieben 🙂
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23. September 2015 um 20:27
Das ist ja mal ein Plädoyer 🙂 danke für die tolle Anleitung!
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