Man könnte ja auf die Idee kommen, in einem dürregeplagten Land wie Kalifornien würde das Dörren quasi von alleine gehen. Ja, für unfreiwilliges Trockengemüse im Garten. Nein, für den gewollten Dörrverzehr – es sei denn, man schätzt Staubpaniertes und Spinnenbewebtes. Also her mit dem elektrischen Dörrautomat (wir lernen engl.: Dehydrator) inklusive Zeituhr. Unser Traum von selbst getrockneten Tomaten und von einer neuen Verwertungsart für die unbeabsichtigte Massenernte von Petersilie und Zucchinis ist zum Greifen nah.
Diesmal möchten wir auch tatsächlich (!) zum Dörren kommen, uns nicht lange mit dem Bau eines Dörrhauses aufhalten und schon gar nicht an dessen Kartoffelende denken. Wir streichen über das bequem gelieferte und sofort funktionsbereite Dörrgerät, bewundern die makellos gleitenden Schubfächer mit Plastiknetzeinlage und die Zeituhr mit Farbmarkierungen für bestimmte Dörrprogramme. Ach, wie leicht der Einstieg in die Dörrwelt doch sein kann!
Die Kandidaten für das erste Dörrexperiment stehen im Garten bereit:
Wir verteilen Schnittlauch (55 Grad) und Petersilie (43 Grad) auf den Schubfächern des Dörrautomates, lauschen ungefähr acht Stunden dem Geräteluftrauschen und haben unser erstes, selbstproduziertes Gewürz im Schrank.
Die Tomaten sind auch kein Problem: Vierteln und ab in den Automat für ungefähr 24 Stunden. Unsere Tomaten (eine alte Sorte, leider vergessen) schmecken schon großartig, doch getrocknet sind sie fantastisch.
Motiviert durch die Leichtigkeit des Dörrens machen wir uns an das Fortgeschrittenen-Programm: Das Zucchinileder. Vom „Leder“ haben wir das erste Mal auf unserem Selbstversorger-Kurs im Mienbacher Waldgarten gehört. Meist versteht man darunter eine Art Fruchtpaste, die durch Trocknen für den Winter haltbar gemacht wird und so auch in der kalten Jahreszeit wichtige Vitamine liefert. In unserer „Dörrbibel“ finden wir ein Leder-Rezept gegen die Zucchiniflut.
Die Zucchinis werden klein geschnitten und mit einigen Spritzern Apfelessig im Ofen vorgegart. Aus den weichen Stücken macht man einen Brei, gewürzt mit etwas Salz und Pfeffer. Wir müssen unser deutsches Küchengerät an einen Generator anschließen, der die amerikanische Stromspannung in deutsche umwandelt.
Für die Schubfächer des Dörrautomates gibt es extra netzlose Einlagen für Frucht- und Gemüse-Leder, eine Art stabiles Backpapier. Darauf kann man den Zucchinibrei 0.5 cm dick aufstreichen, ohne dass er durchfällt. Bei 55 Grad soll der Zucchini-Brei in 10 Stunden zu Zucchini-Leder werden.
Es gibt bestimmt einen Trick, von dem wir nix wissen. Unser Zucchini-„Leder“ ist eher ein Zucchini-„Bruch“ und schmeckt, wie es aussieht: Nur so lala.
Laut „Dörrbibel“ kann man sogar Joghurt, Hüttenkäse und Tofu trocknen. Es gibt haufenweise Rezepte, wie man aus Gedörrtem leckere Gerichte oder Hundekekse zaubert. Als Küchen-Muffel und -Dussel lassen wir das lieber und bleiben beim Trocknen feiner Teezutaten wie Ringelblume, Kamille und Pfferminze.
5. September 2015 um 12:53
Toll 🙂 ich habe auch einen Dörrautomaten, allerdings etwas kleiner. Und Tomaten aus diesem sind meine absoluten Favoriten.
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