Irgendwann ist es soweit und man findet es Zuhause nicht mehr so toll. Der Kleiderschrank von Oma wirkt plötzlich so, wie er unbemerkt schon immer aussah, nämlich altbacken. Das Druckgerät hat keinen Platz mehr. Es gibt nichts zum Verwahren selbstgemachter Kräutertrünke. Es ist Zeit, auf den Flohmarkt zu gehen, die Werkbank startklar zu machen oder Farbe in die Hand zu nehmen. Wir haben vier Upcycling-Beispiele, wie aus Altem was Neues wird, das alt ausieht.
Die Bauern-Garderobe
Die Wege, wie sie es aus dem Gang eines alten Bauernhauses zu uns geschafft hat, sind verschlungen. Eine im Erinnerungsnebel verschwundene Bekannte hat die dunkelbraune Hängegarderobe einer Freundin meiner Mutter gegeben und diese wiederum uns. Mit den Jahren ist das urige dunkelbraun in unseren Augen zum Auslöser depressiver Stimmung geworden. Farbe muss her!
Einfach zu handhaben und ungiftig soll die Farbe sein. Nach alt aussehen soll sie noch dazu. Wir nehmen Kalkfarbe mit hellem Wachs als Imprägnierung und dunklem Wachs als „Alterungsmittel“ („Shabby Chick“).
- Kalkfarbe auftragen und trocknen lassen (kein Abschleifen nötig)
- Farbloses Wachs mit einem T-Shirt Stoff in die Farbflächen einreiben
- Dunkles Wachs mit einem T-Shirt Stoff sparsam auf die gewachsten Farbflächen verteilen und verreiben, damit dunkle Alterungs- und Abnutzungsspuren auf der frischen Farbe entstehen.
Das Kommödchen vom Flohmarkt
Das Kommödchen, das uns auf dem Flohmarkt auffällt, ist alles andere als ein antikes Schmuckstück. Es hat Platikfüsse und -griffe und besteht aus wenig stabilen Pressspanplatten. Dafür kriegen wir es fast geschenkt. Kalkfarbe haben wir noch übrig. Endlich ist der neue Platz für unser Druckgerät, inklusive Schubladen für Papier und Schreibutensilien, greifbar nahe. Um den muffigen Geruch loszuwerden schleifen wir die alte Farbe ab, stellen die Kleine Kommode unter die Gartenschlauch-Dusche und in die Sonne. Das Streichen und Wachsen geht fix.
Omas Kleiderschrank
Omas Schrank ist, klar, von Oma. Sie war eine edle Dame. Entsprechend glänzt ihr Schrank und hat keine Bauernmalerei. Eigentlich schade. Besonders, da die einzige Bauernmalerei, die wir malen können, eine Kinderblume ist. Sei’s drum. Wir machen aus dem Glanzstück einen Bauernschrank mit Kinderblumen.
Das Miniregal aus Holzresten
Wohin mit den selbst gemachten Kräutertinkturen oder Blütenessenzen? Im Schrank stehen alle Kräuterzutaten und Fläschchen wild beieinander und es nervt, in diesem Durcheinander nicht zu finden, was wir gerade brauchen. Zum Glück stapelt sich bei uns der Verschnitt von Holzplatten, Holzstangen und Holzpaletten. Daraus lässt sich mit ein wenig Messarbeit ein passendes Miniregal basteln, perfekt für kleine Pipettenfläschchen.
Warum selber machen?
Natürlich hat das Selbermachen seine Tücken: Einmal falsch abgemessen und unser Miniregal hat einen luftigen Schlitz, wo eigentlich die Seitenwand auf das Vorderteil treffen sollte. Oder: Das Abklebeband verrutscht und eine Farblinie wird eher fransig als gerade. Trotzdem haben wir Spaß an all dem und unsere Fehler machen aus alten Sachen Lieblingststücke mit eigenem Charakter. Mehr noch.
Die alten Sachen sind keine „Sachen“ mehr, die man gedankenlos nutzt und wegschmeisst. Sie werden neu geschätzt, kreativ wiederverwertet und werden wertvoller für uns. Die Zeit, die wir investieren ist eine Möglichkeit, uns bei Mutter Erde für ihre Geschenke zu bedanken, aus denen alle „Sachen“ bestehen.