Die einen mögen es, weil es schön aussieht. Die anderen finden toll, dass man sich weniger bücken muss. Das Hochbeet erobert die Land- und Stadtgärten aus vielen Gründen. Wer keinen guten Boden im Garten oder nur Beton vor der Haustür hat, der kann sich mit einem Hochbeet den Traum von fruchtbarer Erde und saftig sprießendem Gemüse verwirklichen. Die Erde im Hochbeet erwärmt sich in der Sonne schneller und so entwickeln sich die Pflanzen gut.
Machen wir, kein Thema, meinen wir als ambitionierte Selbstversorger-Träumer. Zumal wir einen typisch kalifornischen Grund für die Anschaffung eines Hochbeets haben: Wurzeln fressende Erdhörnchen. Nur, wer hätte gedacht, dass ein kleines Hochbeetchen aus ein wenig Holz – ausreichend für drei Brokkoli und drei Salatköpfe – die inneren Werte des Geldbeutels ordentlich einschrumpfen kann. Wie hübsch ihr auch ausseht, ihr kaufbaren, profi-geschreinerten und bequemen Varianten, ihr seid nichts für uns, so leid es uns tut.
Wir entscheiden uns für den rustikalen Ur-Typus des Hochbeets: den von Laienhand gebastelten, schmucklosen Kaventsmann für die gärtnerische Ewigkeit.
Ab in den Baumarkt. Dort genügt ein Blick, um sich selbst voller Scham über den eigenen Platz im Universum der Handwerker und Do-It-Yourself-Menschen klar zu werden. Die Reihen sind lang, die Maße vielfältig und die Holzarten uferlos.
Wir entscheiden uns für Douglasie, eine stabile Holzart, die hier in Kalifornien heimisch ist. Die Maße für unser Hochbeet ergeben sich aus mehreren Faktoren: Möglichst viel Anbaufläche, die von allen Seiten gut zu bearbeiten ist und genau so groß, dass das Material noch in unser Auto passt.
- 10 Fuß (ca. 3 m) lang
- 4 Fuß (ca. 1,20 m) breit
- 16 inch (ca. 40 cm) hoch
Neben den Brettern brauchen wir noch ein Kantholz zur Verstärkung der Ecken, viele Holzschrauben – und Maschendrahtzaun. Unser Hochbeet bekommt keinen Holz-, sondern einen Drahtboden. So können die Erdhörnchen nicht rein, aber einige Wurzeln hoffentlich raus. Dicke, schwere Bretter müssen kreativ ins Auto gepackt werden.
Jetzt beginnt der eigentliche Spaß: Kantholz in vier Stücke für die Ecken sägen, Bretter auf einer geraden Unterlage (ein anderes Brett) platzieren und viele, lange Schrauben ins Holz drehen.
Natürlich versagt prompt der Akkuschrauber und muss mit dem Transformator aufgeladen werden, da in den USA die Stromspannung nur 110 Volt beträgt, unsere deutschen Werkzeuge aber 220 Volt gewöhnt sind.
Währenddessen kümmern wir uns um den Maschendrahtboden. Wir breiten zwei Maschendraht-Rollen auf dem Boden aus und verbinden beide miteinander – indem wir mit einem Stück Draht beide Teile zusammennähen. Das ist nicht professionell, aber das hat man davon, wenn man folgendes nicht bedenkt:
Mache Dein Hochbeet nur so breit, wie es auch Drahtrollen zu kaufen gibt.
Ansonsten muss man eben kreativ flicken. Und auch das geht nur so weit gut, wie der eigene Arm lang und die Geduld üppig sind. Danach wird gnadenloser vorgegangen, indem wir die Drahtkanten mit U-Nägeln auf einem Holzbrett befestigen.
Gott sei Dank gibt es danach wieder etwas zum akkuschrauben.
Als wir unser Drahtkunstwerk am Boden des Hochbeets befestigen wollen, machen wir eine ernüchternde Entdeckung. In einer Drahtrolle ist nicht immer drin, was drauf steht. „Länge: 10 Fuß“ sagte das Etikett auf beiden Rollen. Pustekuchen! Wir kratzen ein paar Reste Geduld zusammen, suchen ein altes Stück Drahtgeflecht in der Scheune und flicken nochmal.
Das Gute an einem selbstgebauten Hochbeet ist, dass es genug Arbeit gibt, mit der man das angestaute „Och-was-ist-jetzt-schon-wieder-schief-gelaufen“-Gefühl einfach wegschaufeln kann. In unserem Fall bedeutet das, den Boden umzugraben, auf dem das Hochbeet stehen soll. In der Hoffnung, den Wurzeln noch einen Tick mehr Platz zu geben. Blöd nur, dass sich unser steinharter Lehmboden nur wenige Zentimeter abtrotzen lässt.
Zunächst sieht das Hochbeet-Loch aus, wie ein mit Kompost bestreutes Grab. Immerhin haben wir ein paar Zentimeter luftig gutes Erdreich unter unserem Projekt geschaffen und der Maschendraht-Frust ist verflogen, als der große Moment endlich kommt. Mit vereinten Kräften schleppen wir das Hochbeet-Skelett in sein frisch aufgeschütteltes Erdbett. Das sieht schon mal gut aus, wenn auch etwas leer.
Ein Hochbeet will gefüllt werden. Wir nehmen die obere Erdschicht aus unserem Garten und mischen sie durch kraftvolles „unterrühren“ mit gutem Kompost von der Pilzfarm. Wenn man keine Lust auf mathematische Berechnung der Füllmenge hat, gibt es eine simple Faustregel:
Es passt mehr rein, als man gedacht hat.
Nach zwei Tagen Arbeit haben wir nicht nur Muskelkater, sondern auch viel Platz im Hoch-Gemüsebeet und ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Mögen die Erdhörnchen kommen!
17. Mai 2015 um 22:18
… und warum ist das nicht auf Gehrung gesägt?
Ihr kommt doch aus Deutschland. Da muss das doch ordentlich aussehen. Und nicht so einfach irgendwie zusammengeschraubt.
Wie stehen wir denn jetzt da in der Welt?
Also ehrlich…
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18. Mai 2015 um 18:04
„Gehrung“ – das schlag ich dann mal nach 🙂
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20. Mai 2015 um 22:54
Im Herbst werden wir auch 2 Hochbeete bauen; beim Durchstöbern der Bauanleitungen bin ich darauf gestoßen, dass die Kanthölzer nicht innen, sondern außen montiert werden sollen, weil sich beim Befüllen die Hölzer nach außen biegen – hattet ihr da kein Problem?
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20. Mai 2015 um 23:23
Bisher steht noch alles und beim Befüllen war alles stabil. Wir haben auch dicke Bretter und lange Schrauben verwendet 🙂 Sicher kann man sich mehr Mühe geben und es ausgefuchster machen, als wir es getan haben. Viel Glück! Wenn Du magst, schreib mal, wie es gelaufen ist.
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29. Juli 2015 um 16:20
Gefällt mir sehr gut euer Hochbeet, auch wenn meins noch etwas höher sein müsste, damit der Rücken beim Einpflanzen nicht so leidet 😉 Bei mir steht das Hochbeet-Projekt auch diesen Sommer an. Wer ebenfalls mit dem Bauen loslegen will: Hier gibt es ein paar Bauanleitungen: http://www.hochbeet-bauen-ratgeber.de/hochbeet-selber-bauen. Mal mit Kanthölzern innen und mal mit Hölzern außen. Welche Variante besser ist wird allerdings nicht gennant. Vermutlich geht beides gut.
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29. Juli 2015 um 20:33
Danke, liebe Sandra! Ja, höher ist natürlich immer gut für den Rücken und die Pflanzen. Allerdings bedeutet es auch mehr Material und mehr Arbeit 🙂 Die Homepage ist wirklich eine gute Infoquelle. Wobei sie auch (als Amazon-Partnerprogramm) viel Werbung enthält. Viel Glück bei Deinem Hochbeet-Projekt! Ich bin gespannt, wie es läuft. Erzähl mal, wenn Du magst.
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