traum selbstversorger

Wie werde ich Selbstversorger in kleinen Schritten

Kaninchenhaltung für die Gärtnerfreude

5 Kommentare

Die einen wollen sie essen oder ihnen das Fell abziehen, die andern wollen mit ihnen kuscheln oder einen niedlichen Spielgefährten haben. „Nö, finden wir alles doof“, sagen die Kaninchen: „Wir wollen Haken schlagen, kräftig Karotten futtern und mit unseren Kollegen in der Sonne dösen!“ Ähm, wozu hält man dann Kaninchen als Selbstversorger-Träumer überhaupt? Für die Erhaltung einer bedrohten Nutztierrasse, viel Arbeit und einen goldigen Anblick? Ja, so könnte man es sehen – aber vor allem haben wir es auf eines abgesehen: Ihren Mist.

Als Lotte und Luigi zu uns kommen sind sie knapp drei Monate alt. Verschüchtert vom Umgebungswechsel schmiegen sich die beiden silbergrauen Fellknäuel im Transportkäfig aneinander. Wir haben alles, so gut wir können, für unsere neuen American Chinchillakaninchen vorbereitet. Ein gebrauchtes Hasenhaus, frisch gestrichen, steht in ihrem Gehege bereit. Ein hoher Maschendrahtzaun grenzt ihr Hoppelgebiet ab, schützt vor unseren Hunden und anderen ungebetenen Gästen.

Als frischgebackene Kaninchenhalter haben wir zwar ein paar gelesene Kanincheninfos im Kopf aber ansonsten keine Ahnung. Wir müssen noch einiges von Lotte und Luigi lernen.

Was Mümmelmänner und -frauen wollen

Als Lotte und Luigi nach der ersten Nacht im Hasenhaus neugierig ihr Gelände erkunden, dabei in die Luft hüpfen und verdammt hurtige Haken schlagen, fragen wir uns: Hat ihr Züchter sie nie ins Freie gelassen?

Kaninchen sind Fluchttiere, die in Höhlen leben. Also wollen sie auch laufen und buddeln und so allerlei mehr.

Wir machen uns gedankliche Notizen, was es für ein Kaninchenparadies auf Erden alles braucht:

  • Eine Wellnessoase: Ein überdachtes Häuschen mit niedrigen Decken für den „Höhlenfaktor“, frisches Einstreu (z.B. Holzspäne) und bestenfalls einer Terrasse für das geschütze Sonnenbad (irgendwie drin aber doch draussen).
  • Einen gedeckten Tisch: Wasser und Heu bis zum Abwinken, Futterpellets, immer mal wieder Karotten und andere Gemüsearten (oder deren Blätter), ab und zu Äpfelstückchen, Haferstroh mit Körnern für besonders glückliche Tage, u.v.m.
  • Einen Spiel- und Sportplatz: Ein geschütztes Gelände zum Hoppeln und Haken schlagen, zum Buddeln und Erkunden. Spielsachen wie Holzstücke und röhrenartige Gebilde immer mal wieder umstellen, der Spannung wegen. Und Buddeln bedeutet wirklich buddeln, mit Erde und Platz zum Höhlenbau – nicht ein wenig herumkratzen dürfen in einer mit Sand gefüllten Platikbox.

Damit is es noch lange nicht getan. Kaninchen brauchen noch mehr:

  • Eine Gang: Alleine macht halt alles nicht so Spaß und man kuschelt gerne mit seinesgleichen.
  • Einen Kaninchen-Tagesrhythmus: Die Dämmerung ist eine aktive Zeit für Kaninchen. In der Abend- und Morgenröte ist der Kaninchen-Biorhythmus auf Hochtouren. Selbst Nachts wird gerne im Freien gemümmelt. Blöd, wenn man gerade dann eingesperrt ist und nur Mittags raus darf, wenn man eh gerne schläft.
  • Einen besonderen Menüplan: Kaninchen möchten bisweilen ihre eigenen Kötel essen, um beim zweiten Verdauungsgang lebenswichtige Vitamine aufnehmen zu können, die sonst verloren gingen.
  • Einen Menschen, der solange sie leben – ungefähr zehn Jahre lang – auf sie aufpasst.

Ein Kaninchenparadies kann bisweilen mit der Realität in Konflikt geraten. So ist unbegrenztes Buddeln zwar innerhalb des Geheges (bei uns) erlaubt, aber unter dem Zaun hindurch unerwünscht. Wie sagen wir das nur den Mümmelmännern- und frauen? Indem wir einen unterirdischen Maschendraht als Buddelbarriere am Zaun entlang verlegen.

Eingesperrt sein ist immer blöd. Aber besser, eine bedrohte Nutztierart wie das American Chinchillakaninchen („Heritage Breed“ in den USA) stirbt nicht ganz aus. Die Züchtung ist über hundert Jahre alt. Charakteristisch ist die bläulich-aschgraue Färbung, hervorgerufen durch eine Mutation des Gens für die Farbbildung. Das gelbe Pigment im Haar fehlt und die entsprechenden Stellen bleiben weiß.

Warum Mümmelmännermist?

Wir müssen zugeben, der praktische Test fehlt noch. Wir brauchen erstmal genügend Kaninchenmist, den wir im Garten verteilen können. Dann müssen wir beobachten, was unsere Pflanzen dazu sagen. Wachsen sie wirklich besser? Hier ist die Theorie:

  • Kaninchenmist ist (wie Schaf- und Ziegenmist) reich an Stickstoff und unterstützt Starkzehrer (Pflanzen die viele Nährstoffe benötigen, wie z.B. Mais)
  • Kaninchenmist hat 0,8 % Stickstoff (N), 0,2 % Phosphor (P) und 0,7 % Kalium (K) je 100 Kg Mist. Das ist mehr Stickstoff als Kuhmist (0,5%) und Pferdemist (0,6%), aber weniger als der leicht ätzende Hühnermist (bis 2,0 %) oder Hornspäne (14,0 %). Quelle: www.aid.de
  • Kaninchenmist muss man weder kompostieren noch verrotten lassen. Man kann ihn direkt aufs Beet geben. Zumindest sagen das manche.
  • Kaninchenmist – so meinen andere – sollte man kompostieren oder verrotten lassen. Man kann ihn nicht direkt aufs Beet geben.

Wenn die Ziege als die Kuh des armen Mannes gilt, ist auch klar: Kaninchenmist ist für die Bio-Gartenfreunde, die weder (eine antibiotikafreie) Kuh noch Ziege (in der Nähe) haben, von Pferden ganz zu schweigen.

Eigentlich haben wir uns das schön ausgedacht, bis uns die Realität nach einiger Ausmist-Arbeit aufklärt: Unsere Kaninchenkötel-Ernte ist mit dem Einstreu (Holzspäne oder Stroh) kombiniert. Falls wir beides nicht in mühsamer Handarbeit voneinander trennen wollen, stehen einem Berg Einstreu-Material eine Hand voll Kötel gegenüber. Was sollen wir machen? Ab damit in den Kompost und das Beste hoffen.

Mist, Verhütung vergessen!

Lotte und Luigi fangen an, seltsame Gurr-Laute von sich zu geben. Sie werden doch nicht etwa mit kaum fünf Monaten schon? Da wir gerade umziehen haben wir keine Zeit, uns damit zu beschäftigen. Kaum sind wir im neuen Zuhause halbwegs eingerichtet buddelt Lotte ein Loch und Luigi macht es wieder zu. Lotte gräbt es wieder auf, Luigi wieder zu. Wir scherzen noch: Ha, ha, sie will Kinder und er nicht. Da ist es schon zu spät. Lotte holt Stroh, zupft ihr Fell aus und stopft beides in den Erdbau. Luigi lassen wir schnell kastrieren.

Wir bekommen Kaninchenkinder. Leider sehen wir davon erstmal nichts. So ein Kaninchenbau ist tief und uneinsehbar.

Lottes Urinstinkt hat über die Bequemlichkeit gesiegt. Lieber ein selbst gemachter Kaninchenbau für den Nachwuchs, als ein Haus von Menschenhand.

Jetzt macht Lotte den Bau auf und auch wieder zu. Ein bis zwei mal am Tag hoppelt sie unter die Erde zum Säugen der Kleinen. Danach schiebt sie Erde über den Eingang und klopft sie fest. Nach drei (oder vier?) Wochen ist es soweit. Ein kleines Hasenohr lugt aus dem Erdloch hervor.

Und, wieviele sind es? Sechs! Wir bauen ein zweites Häuschen aus Altholz und vergrößern das Freilauf-Gehege. Die Kaninchen halten uns auf Trapp, noch bevor ihr Naturdünger überhaupt im Einsatz war!

Diesmal dürfen wir nicht zu spät dran sein mit der Kastration, sonst haben wir ein echtes Platzproblem – und zuviel Mist. Hoffentlich hält der überhaupt, was er verspricht…

5 Kommentare zu “Kaninchenhaltung für die Gärtnerfreude

  1. liebe kirsten, unser lieblingsbild ist das wodaskleinekanichen aus dem bau kommt. deinetove, grabolleundclaudia

    Gefällt 1 Person

  2. Warum lassen Sie die Kaninchen nicht freilaufen? Nach cirka 4-6 Wochen haben unsee Kaninchen Freiheit bekommen, wie Hühner. Unser Gartenzahn hat unten Betonkranz. Erde auf einigen Stellen war tief, das haben wir eingehäuft. Vor Tor paar Bretter und Käfige auf. Die Freude, wenn die auch laufen, rennen oder auch Fangen spielen dürften. Jetzt ist es so, dass Rammler lasse ich mit Hühner und Enten morgens aus und am Abend muss leider rein, alle gehen von alleine. Kaninchenfrau sund mit Kindern in Voliere wo nach halben Meter leider Drat finden. Noch 2 Wochen und danach können alle wieder zusammen durch Garten hoppeln.

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Jana, klar brauchen die Kaninchen Freilauf! Unsere haben auch ein Gehege zum Rennen und buddeln. Da unser Gehege sehr geschützt ist können sie auch nachts draußen bleiben, haben aber immer ihr Haus zum reingehen.
      Viele Grüße und danke für deine Zeilen, kirsten

      Like

      • ah, da fällt mir auf, vielleicht hast du im Garten frei laufen lassen gemeint. Das geht momentan wegen den Hunden nicht und unser Zaun hat zu große Maschen (Wildtierzaun). Kaninchen zusammen mit Hühnern und Enten hört sich aber toll an. Schön! Liebe Grüße, Kirsten

        Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s