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Wie werde ich Selbstversorger in kleinen Schritten

Kamille – Blume der Ausgeglichenheit

7 Kommentare

Wer kennt sie nicht? Und doch, wer kennt sie schon? Kaum hat man das Erwachsenenalter erreicht, will man mit der Kamille oftmals nichts mehr zu tun haben. Zu sehr erinnert sie an die durchgestandenen Krankheiten der Kindheit. Aber die Kamille ist mehr als ein Tee für das Zahnen und Bauchweh bei Kindern. Die Alten Ägypter und die Germanen weihten die Kamille der Sonne. Sie war einmal das Sinnbild für Stärke und Kraft, gepaart mit Bescheidenheit. Die Kamille holt die Sonne ins Körperinnere!

Ach, wie das duftet, während ich die Kamillenblüten einzeln im Garten abzupfe. Für die Alten Griechen roch sie nach Apfel und sie gaben ihr den Namen „Erdapfel“ (gr. khamaimelon). Für mich riecht sie nach Wohlsein und Heimat. Alles ist gut, sagt die Kamille. Alles dauert seine Zeit, sagt die Kamille leider auch, denn eine gefühlte Ewigkeit verstreicht für eine handvoll Ernte. Ein Beerenpflücker, eine Art Handrechen, käme mir jetzt gelegen.

Als Pflückmotivation rufe ich mir ins Gedächtnis, was die Kamille alles kann.

Die Wirkungen der Kamille

Diese kleine Sonne des Kräutergartens hat eine besondere Affinität zum Vagusnerv, dem größten Nerv des parasympathischen Nervensystems, das der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven dient.

Die echte Kamille (lat. Matricaria recutita) ist ideal für Selbstversorger-Anfänger wie mich, die mehr Projekte im Kopf haben als sie verwirklichen können und sich bisweilen beruhigen müssen. Die Kamille gibt Geduld. Schon ihre Samen können bis zu hundert Jahre im Boden überdauern.

  • Die Kamille unterstützt die Verdauung, insbesondere bei nervösen Zuständen
  • Sie beruhigt das Nervenkostüm und fördert den Schlaf
  • Sie liefert Calciumphosphat für gesunde Knochen, Zähne, Nägel und Haare
  • Die Kamille entkrampft bei Bauchweh, Menstruations-, Nieren- und Blasenbeschwerden
  • Sie enthält das tiefblaue ätherische Öl Azulen, das entzündungshemmend wirkt. Es hilft innerlich eingenommen bei Atemwegs- und Gelenkentzündungen bis hin zu Allergien, äußerlich bei Hautproblemen.

Mittlerweile habe ich das Zupfen aufgegeben und hänge gleich ganze Kamillenbüschel zum Trocknen an die Zimmerdecke. Es hilft nichts. Als sie trocken sind, muss ich doch wieder zupfen.

Die Kamille ist besonders geeignet, wenn man emotional überlastet ist und einen Kleinkindertag hat, an dem man nur quengeln könnte. An solch einem Tag fühlt sich alles dramatisch an, die Gedanken sprudeln im Kopf und am liebsten möchte man immer und immer wieder erzählen, was alles passiert ist. Vielleicht kommt noch eine allergische Reaktion hinzu und es gibt noch mehr Grund zum Quengeln.

Nervöse Erschöpfung führt zur Ermüdung des Vagusnervs. Seine Verzweigungen reichen von Gehirn und Gesicht über Brust und Atmungsorgane bis zum Herz, dem Bauch und der Bauchspeicheldrüse. Ein angeschlagener Vagusnerv kann in all seinen Verzweigungen zu verschiedenen Formen von Allergien führen.

Bevor es soweit kommt und ich beim Zupfen der Kamillenblüten noch alle Geduld und die letzten Nerven verliere, trinke ich lieber ein Tässchen Kamillentee. Falls das nichts hilft, gibt es noch ausgeklügeltere Kamillenmethoden, die den Kleinkindertag versüßen können.

Entspannungsbad und Tinktur mit Kamille

Die Luxusanwendung für Kräuterprinzessinnen (und Kräuterprinzen): Das Kamillen-Wohlfühl-Bad

  1. Getrocknete Kamillenblüten (gerne gemischt mit den Blättern der Zitronenmelisse und Rosen-Blütenblättern) in ein Säckchen aus Baumwolle oder in einen alten Nylon-Strumpf geben und am Wasserhahn der Badewanne befestigen.
  2. Das heiße Wasser für ein paar Minuten über / durch die Kräuter laufen lassen. Danach die Wassertemperatur nach Wunsch anpassen.
  3. Das Licht dämpfen, eine Kerze anzünden und während dem Baden an einem warmen Kamillentee nippen.

Sich in einem Kräuterbad zu versenken ist wie in eine gigantische Tasse Tee einzutauchen: Die Poren öffnen sich und nehmen die heilenden Eigenschaften der Kräuter auf. Das warme Wasser entspannt während es reinigt. Das ist Heilung vom Feinsten. Rosemary Gladstar

Die Alchemistenanwendung für weise Frauen und weiße Kräutermagier: Die Kamillentinktur als Heilessenz

  1. Die Kamillenblüten getrocknet oder frisch in ein verschließbares Glas füllen
  2. Hochprozentigen Alkohol (z.B. Wodka) über die Blüten gießen bis sie drei bis fünf cm mit Alkohol überdeckt sind
  3. Das Gemisch vier bis sechs Wochen im Schrank ziehen lassen und ab und zu schütteln, damit sich die Inhaltsstoffe gut extrahieren lassen
  4. Die Kamillenblüten abseihen und den jetzt kamillig eingefärbten Alkohol in eine Braunglasflasche mit Pipette füllen
  5. Ein bis zwei Pipettenfüllungen ein bis drei Mal täglich bei den oben genannten Beschwerden testweise als Selbstversorgungs-Medizin einnehmen.

Kaum sind alle Kamillenblüten gezupft hätte ich große Lust auf ein Kamillenbad. In Ermangelung einer Badewanne greife ich zur Kamillentinktur. Sie schmeckt genau so, wie die frische Kamille riecht, süßlich und unverwechselbar. Alles ist gut, sagt die Kamille. Die kleine Sonne geht auf. Sollen die vielen Projekte in meinem Kopf doch warten bis morgen.

Welche Erfahrungen habt ihr mit der Kamille gemacht?

Natürlich gibt es noch viel mehr, was man mit der Kamille machen kann: Eine wohltuende Gesichtscreme vielleicht? Wer mehr über die Kunst der Kräutermedizin erfahren will, kann hier lesen, wie man sie selbst macht.

 

7 Kommentare zu “Kamille – Blume der Ausgeglichenheit

  1. Schöner Beitrag-die Kamille ist meine Lieblingspflanze.

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  2. Guten Morgen.

    Eine Liebeserklärung an die Kamille… Wunderschön! 🙂

    Liebe Grüße,
    Frank

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  3. Pingback: Erste Hilfe mit Kräutern | traum selbstversorger

  4. Wollte heute Kamille für Tee in der Apotheke als lose Schüttung kaufen und musste 4,- für blechen. Was tut man nicht alles für die Gesundheit. Nächstes Jahr baue ich sie auch selbst an. Dein Beet sieht wunderbar aus. LG Annette

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  5. Sag‘ mal, hast Du auch Abautipps? Samen liegen schon hier… danke!

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    • Hi Andrea, die Kamille ist recht unkompliziert, also einfach im Frühjahr aussähen. Sie vermehrt sich selbst recht gut, d.h. im zweiten Jahr wird die Fläche automatisch größer (zumindest bei uns mit warmen Wintern). Liebe Grüße, Kirsten

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      • Super Kirsten! Ich hatte mal gelesen, sie sei ein Kaltkeimer, aber ich versuch‘ es im März einfach so. Mit Mohn.. das wäre meine Traumkombination! Liebe Grüße und danke!

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