Als ich von den Schönheitspraktiken der Kaiserin Sisi (1837-1898) lese, bin ich ziemlich erstaunt. Rohes Fleisch als Gesichtsmaske vor dem Schlafengehen? Nein, wirklich nicht. Ein Gemisch aus Cognac und Ei für die Haare? Nun ja. Ihre Gurkencreme, oder ihren Geheimtipp – zerquetschte Erdbeeren, deren Fruchtsäure als Peeling wirkt – kann ich mir schon eher vorstellen. Ich frage mich, inwieweit Früchte tatsächlich für die selbstgemachte Gesichtspflege taugen und mache einen Test mit Himbeere, Apfel und Banane.
Die Zutatenliste für mein Frucht-Kosmetik-Experiment lässt mich als Selbstversorger-Anfängerin alt aussehen. Bananen und Mandeln habe ich keine im Garten. Flohsamen muss ich erst einmal nachschlagen, was das für eine Pflanze ist. Heilerde gibt es eher im Internet als in den Tiefen meiner Gartenerde. Egal. Wenigstens ist es selbst gemacht und frei von Chemie.
Betörendes Himbeer-Waschgel
- 2 EL Himbeeren (frisch oder tiefgekühlt)
- 100 ml Wasser
- 1 TL Flohsamen
- 1 EL Honig
- 1 TL Öl (ich nehme Olivenöl)
Himbeeren enthalten Antioxidantien und wirken damit gegen Zellzerstörung und Hautalterung. Das Öl pflegt die Haut. Der Honig wirkt antiseptisch und wundheilend. Flohsamen spenden Feuchtigkeit. Sie sind ein ballaststoffreiches Nahrungsergänzungsmittel und Bindemittel für glutenfreie Backwaren. Flohsamen (lat. Plantago ovata) quellen auf und sorgen für den Geleffekt im Himbeer-Waschgel. Vorausgesetzt man verwechselt nicht die Mengenangaben, wie ich das tue. Statt einem Teelöffel (TL) nehme ich einen Esslöffel (EL) und ernte einen harten Glibber-Klumpen statt einem weichen Gel.
Einfach alle Zutaten mischen und 5 Min. zugedeckt auf dem Herd köcheln lassen. Danach durch einen Sieb filtern und in ein Schraubglas abfüllen. Im Badezimmer setzt die Mischung schon nach einem Tag Schimmel an. Im Kühlschrank hält sie bei mir schon über eine Woche. Mit 1 EL weißer Tonerde oder 1 EL geraspelter Kernseife soll das Himbeer-Waschgel noch länger haltbar sein.
Das Gefühl auf der Haut ist umwerfend frisch. Ich lasse das Himbeer-Waschgel als Gesichtsmaske einwirken und will es gar nicht mehr abwaschen.
Gesichtsmaske mit Apfelpulver & Heilerde
- 3 EL Mandelmilch
- 2 EL Heilerde (ich nehme indianische Bentonite Tonerde)
- 1 TL Apfelpulver
- 1 TL Rahm (ich nehme Sahne, aber gemeint ist wohl Sauerrahm)
Mandelmilch spendet Feuchtigkeit und pflegt. Die Heilerde ist voller Mineralien und reinigt. Äpfel enthalten Pektin, das nährt, festigt und wasserregulierend wirkt. Apfelpulver lässt sich einfach selbst herstellen: Apfelscheiben trocknen und im Mixer pulverisieren.
Alle Zutaten zu einer Paste verrühren und im Gesicht einmassieren. Im Kühlschrank lagern.
Das Gefühl auf der Haut ist wohltuend erdig. Ich meine mit meinem Gesicht in die Urigkeit einer feucht-kalten Tropfsteinhöhle einzutauchen.
Nährende Bananen-Gesichtsmaske
- 1 Scheibe reife Banane
- 1 TL Quark (ich habe keinen und nehme Sauerrahm)
- 1 TL Wasser
- 1/2 TL Honig
Bananen schenken der Haut Vitamin B, Magnesium und Serotonin. Sie stärken die Nerven. Quark spendet Feuchtigkeit, beruhigt und wirkt rückfettend. Der Honig wirkt antiseptisch und wundheilend.
Im Mixer alle Zutaten mischen und gleich verwenden oder kurzfristig im Kühlschrank lagern.
Das Gefühl auf der Haut ist weich und lieblich. Fast meine ich mich im Schlaraffenland, wo mir Banane und Honig am Mund kleben.
Nach dreimaligem Frucht-Schönheitscocktail auf meiner Haut bin ich weder jünger noch schöner geworden. Aber für ein paar Sekunden hätte ich fast daran geglaubt, so gut hat sich die Gesichtspflege mit Früchten angefühlt.
Nur, mache ich wirklich regelmäßig den Umweg zum Kühlschrank, bevor ich ins Bad gehe? Mache ich mir die Mühe, Kosmetik zu kochen oder zu mixen für die kurzfristig zu verwendende Menge von nur 1 bis 2 Anwendungen?
Da ich nicht – wie Kaiserin Sisi – die Schönste der Weltgeschichte werden will, darf ich auch ein wenig faul sein. Meine heißgeliebte Ringelblumen-Creme oder die Holunderblüten-Creme bleiben meine unkaiserlichen Geheimtipps für Gärtnerinnen, die keine Zeit für Faltenängste haben.
Alle Rezepte habe ich aus „Grüne Kosmetik. Bio-Pflege aus Küche und Garten“ von Gabriela Nedoma. Das Buch gibt schöne Einblicke in die Welt der selbst gemachten Kosmetik. Die meisten Rezepte sind eher für den kurzfristigen Verbrauch gedacht.
9. August 2016 um 13:44
huhu 🙂
das klingt schon irgendwie lecker … aber ich glaub, ich esse das lieber. Schönheit kommt ja bekanntlich von Innen und ob die Vitamine durch die Haut oder den Darm gehen, ist ja auch irgendwie egal. Jeden Tag einen Apfel essen hält auch frisch ^^
Was aber das Eigelb für die Haare angeht, das kann ich nur empfehlen 🙂 Ich verrühre das bevorzugt mit Whisky oder Melissentinktur. Die Pampe kommt für etwa 15 min in die Haare, wird dann gut ausgespült und nochmal mit Apfelessig nachspülen. So einmal im Monat kann man sich das gönnen 😉 Und die Haare fühlen sich danach unfassbar wunderbar weich an, glänzen und sind einfach mal nur der Hammer. Besser als jede kaufbare Kur. Wirklich 😉
liebe Grüße
Susi
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9. August 2016 um 23:48
Hallo Susi, das versuche ich auch mal mit der Haarkur 🙂 liebe Grüße, Kirsten
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