Wahrscheinlich hat jede Frau bei der Auswahl ihrer Monatshygieneartikel von Menstruationstasse bis Naturschwamm so ihre Vorlieben. Da sich meine Experimentierfreude bei diesem Thema in Grenzen hält, greife ich gerne auf die altbewährte Damenbinde zurück. Ich bin nicht alleine. Seit der Erfindung des „Dianagürtels“ (sozusagen eine Binde zum um die Hüften schnallen) vor über 100 Jahren bedienen sich Frauen diverser Einlageprodukte. Leider sind die heutzutage maßgeschneidert für die Wegwerf-Mentalität, plastik- und parfümverseucht noch dazu. Also, her mit dir, du selbst genähte Stoffbinde zum waschen und wiederverwerten!
Ja, ich gebe es zu, ein Teil von mir dachte: Echt jetzt? Muss auch das noch sein? Nach meinem Näherlebnis und dem Tragetest sind meine Bedenken allerdings verflogen. Daher für andere Skeptikerinnen die Vorteile der selbst genähten Stoffbinde gleich vorab:
- Das Nähen ist einfach. Wirklich. Die Stoffbinde war mein erstes Anfänger-Projekt mit der Nähmaschine. Aber ich muss zugeben, ich hatte tolle Unterstützung von einer nähwütigen Freundin.
- Der Tragekomfort ist sensationell, quasi Luxus für untenrum.
- Die fleckenfreie Sauberkeit ist kein Problem, solange man die Stoffbinde nach Gebrauch gleich in Wasser einweicht.
- Der Materialbedarf ist überschaubar: Baumwollstoff, Moltonstoff, Papier, Schere, Stecknadeln, Druckknöpfe (11 mm), Faden und Nähnadel beziehungsweise Nähmaschine.
Schnittmuster und Einlage
Als erstes dient die Lieblingsbinde mit der besten Passform als Vorlage für das Schnittmuster. Einfach auf Papier legen, die Ränder mit einem Stift umfahren und das Papier entsprechend ausschneiden. Dabei rundum einen Zentimeter Rand zusätzlich mit einplanen. Fertig ist das Schnittmuster für die äußere Hülle der Stoffbinde.
Für die Einlage aus saugfähigem Moltonstoff misst man ein Rechteck aus Papier aus, das in die Binde hinein passt. Fertig ist das Schnittmuster für die Einlage. Das steckt man mit Stecknadeln auf saugfähigen Moltonstoff und schneidet ihn aus.
Mehrere Lagen der Molton-Rechtecke werden dann zusammengenäht, je nachdem wie dick der Molton ist und wie stark der Schutz sein soll.
Bei meinem recht dicken Molton habe ich zwei Lagen zusammengenäht.
Die äußere Hülle
Das Schnittmuster für die Außenhülle der Binde steckt man mit Stecknadeln auf dem Baumwollstoff fest. Man kann den Stoff zuvor so falten, dass man mit einmal Schneiden gleich mehrere Außenhüllen hat.
Der zugeschnittene Baumwollstoff wird nun rechts auf rechts gelegt (also die schöne Seite unsichtbar nach innen).
Einmal um die Außenhülle herumnähen – und dabei eine Flügelseite offen lassen. Hier muss nachher die Einlage rein.
Jetzt hat man eine genähte Aussenhülle und eine genähte Einlage.
Der letzte Schliff
Die fast fertige Aussenhülle muss man nun umstülpen, damit die schöne Stoffseite außen sichtbar wird. Damit dabei die Rundungen leichter und sauberer umgestülpt werden können, macht man an den Rändern der Rundungen einen kleinen Schnitt in den Stoff (nur bis zur genähten Naht, nicht darüber), bevor man ihn umstülpt. Mit der Schere kann man nach dem Umstülpen die Naht von innen nachfahren, um eine saubere Form zu bekommen.
Die genähte Einlage schiebt man nun durch die offene Flügelseite der Aussenhülle.
Die Einlage wird in der Aussenhülle fixiert, indem man noch einmal drüber näht, entweder rund um die Einlage oder mit einem Kreuz mitten durch, oder beides. So bleibt die Einlage wo sie sein soll und verschiebt sich nicht beim Tragen.
Die noch offene Flügelseite der Aussenhülle wird jetzt zugenäht. Danach kommen die Druckknöpfe an die Enden der Flügel. Das geht nur per Hand zu nähen und dauert fast so lange wie die ganzen anderen Näharbeiten zusammen.
Achtung, man sollte vor dem Nähen probieren, wo die Druckknöpfe genau sein sollen und wie rum man sie aufnähen muss, damit sie später auch passen und schließen.
Die Druckknöpfe sollten nicht zu klein sein (nerviges öffnen und schließen) und nicht zu groß (unangenehm beim Tragen).
So, jetzt kann es losgehen mit der müllfreien Menstruation. Allerdings muss ich noch ein paar mehr Stoffbinden nähen, damit ich gut ausgestattet bin.
Lieben Dank an Annabelle! Sie hat mir die Nähmaschine und das Nähen erklärt, über die Schulter geschaut und mir erlaubt, ihre Hände zu fotografieren.
Vorbild für diesen Beitrag ist die Anleitung „Stoffbinden selber nähen“ von Utopia.
29. März 2019 um 21:02
Bin begeistert!!!! Für mich kommt dieser geniale tip leider zu spät ! 😘
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31. März 2019 um 15:04
Toll! Bin begeistert von deinem Beitrag!
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5. April 2019 um 0:40
Thank you Kirsten for sharing your latest „Binden selbermachen“. I find it very important that NOW we take actions, in as much as creating less trash/landfill. Imagine every women bleeding is tossing a pad in the garbage that ends up in……where? It does not go away, it does not disintegrate or composed. Also I find it so important that we as women become more in touch with our menstrual cycle and the fact that we are bleeding each month. Nothing to be ashamed off, afraid off, embarrassed and all the other stigmas that go along with our natural process. Love you!
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