Wer viel draussen im Garten ist, der sieht ja gerne mal „scheiße“ aus – oder eben „natürlich“, wie man es nimmt. Man ist dreckig, nass, verschwitzt. Alles kein Problem, ab unter die Dusche und gut is. Pustekuchen. Es gibt Dinge, die wollen nicht ab.
Zum Beispiel bekommt man diese schönen, grün-braunen Hände (vom Tomaten ausgeizen etc.) nicht mehr ganz hautfarben:
Was bleibt ist rissigie Hornhaut, in der sich Pflanzensäfte verkriechen und nicht mehr hervor wollen. Da hilft nur, mit härteren Mitteln gnadenlos abschmirgeln – wohlgemerkt, die ganze Haut, nicht nur den Dreck. Dann ist alles wieder schön rosa, was sich wunderbar abhebt vom Rest der sonnengebräunten Gärtnerhaut.
Das wäre schon mal geschafft. Wie geht es weiter im Selbstversorger-Anfänger-Bad und der Schönheitspflege? Zähne putzen ohne Zahncreme sondern mit Schlämmkreide. Da fällt mir mein Besuch bei der Apotheke ein, dem Dealer für ausgefallene Hausmittelchen, oder in meinem Fall eine grazile Dealerin mit Habichtaugen:
„Haben Sie Schlämmkreide zum Zähne putzen?“ – „Ach, das ist Calciumcarbonat, das müsste ich Ihnen bestellen, ist aber künstlich.“ – „Nein, ich hätte es gerne natürlich.“ – „Ist doch das Gleiche. Es ist einfach Calciumcarbonat.“ – „Nein danke, dann muss ich woanders schauen.“ – „Also zum Zähneputzen ist das sowieso nicht geeignet. Da sind zu viele Putzkörper drin, das ist nicht gut für den Zahnschmelz.“ – „Mein Gott! Auf Wiedersehen!“
Wie schön, dass man im Internet einfach auf den Button „bestellen“ drücken kann, ganz ohne Kommentarstimme und Habichtaugen. Ich lege mir also gleich mein erstes Schönheitssortiment ganz ohne Supermarkt zu: Schlämmkreide natürlich, Fenchelöl & Propolis für die Zahncreme; Klettenwurzelöl, Schmierseife & Apfelessig für das Haarshampoo; Kokosöl für die Gesichtscreme (mit Ringelblumen aus dem Garten).
Der erste Punkt, der mich frustriert ist, dass „ganz ohne Supermarkt“ ja nicht stimmt. Ich bestelle alle Dinge. Ich fahre nicht in den Steinbruch und mahle mir meine Schlämmkreide selbst, ich quetsche auch keine bayerische Kokosnuss aus meinem Garten aus, habe nicht mal Klette- und Fenchel selbst zu Öl verarbeitet, geschweige denn Pottasche und Schweinefett irgendwie zu Schmierseife gemacht. Zumindest im Bereich Schönheitspflege ist Selbstversorgung eine schöne Illusion.
Egal, jetzt putze ich endlich Zähne. Ja, das Fenchelöl schmeckt gut, die Schlämmkreide fühlt sich gut an und das Propolis gibt mir die Einbildung von Gesundheitsbewusstsein. Es kleckst aber und schäumt nicht. Danach habe ich eher ein Sauberkeits- als ein Powerfrische-Gefühl. Ist also zusammengefasst so gut bis mittel gut.
Ha, nun kommt meine selbstgemachte Creme an die Reihe. Zwei Tage habe ich das Kokosöl mit selbstgepflückten Ringelblumenblütenblättern in der Sonne stehen lassen, dann mit Teefilterpapier abgeseiht und in den Kühlschrank gestellt, damit es wenigstens irgendwie handtauglich wird und nicht nur rumschwimmt. Aus dem Kühlschrank geholt habe ich einen Cremeklotz, der von „handtauglich“ genauso weit nur anders entfernt war. Nach einem Tag Aufbewahrung im Bad präsentiert sich mir schwimmendes Öl mit Botzen. Immerhin stinkt es nicht. Und wenn man alle einzucremenden Hautpartien brav über das Waschbecken hält, machen auch die Öltropfen nichts. Es tut schon irgendwie gut auf der Haut. Aber ich glänze wie eine Speckschwarte. Hm. Mittel gut bis nicht sooo gut würde ich sagen.
Morgen steht das Haarshampoo mit Schmierseife, Apfelessig und Klettenöl auf dem Plan. Das muss ein Burner werden, sonst bin ich echt frustriert. Wer will schon scheiße aussehen, Selbstversorger-Traum hin oder her. Obwohl, vielleicht nehme ich beim nächsten mal einfach Bienenwachs statt Kokosöl und schon ist die Selbstversorger-Anfänger-Welt wieder in Ordnung?
Pingback: Propolis-Tinktur, Heil- & Shampoo-Öle | traum selbstversorger
8. Januar 2017 um 22:44
Hi,
Toller Artikel und cooles Experiment 🙂
Ich selber verwende Klettenwurzelöl und bin eigentlich recht zufrieden damit 🙂
Liebe Grüße
Beatrice
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