Sie darf in kein Gasthaus. Wehe dem Gartenfest, das sie in ihre Mitte aufnimmt. Sie macht Ärger, sagt der alte Volksglaube, und sie bringt Zwietracht. Stark und kämpferisch wirkt sie. Ihre Stacheln können höllisch weh tun. Ihre mächtige Statur schüchtert ein. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, dem zeigt sie ihre wahre Natur: Die Mariendistel ist ein wehrhafter Schutzengel. Sie nimmt es mit tödlichen Giften auf und sorgt für neue Harmonie in der Leber. Adieu, Angst vor toxischen Pilzen und giftigen Tieren! Wir haben jetzt eine Beschützerin und machen eine Tinktur aus ihren Samen!
Die Mariendistel streckt im Frühjahr ihre ersten Blätter aus der Erde. Hart und bestachelt sieht sie schon als Baby kampfbereit aus. Mit ihr möchten wir es uns nicht verscherzen und lassen sie im Gemüsegarten ungestört wachsen. Bis ihre Stachelblätter die Größe von Schwertern annehmen, uns beim Gießen des Gemüses heimtückisch in den Rücken stechen und uns ein „Au!“ entreißen. Vielleicht war es doch nicht so gut, sie gleich an so vielen Stellen stehen zu lassen? Eine Mariendistel haben wir „Liebes Monster“ getauft und hoffen, dass sie uns beim Gießen nicht frisst.
Unser „Liebes Monster“ zeigt uns deutlich, wie viel Kraft in der Mariendistel steckt und sich in den Samen verdichtet.
Die Samen der Mariendistel werden als Kräutermedizin für die Leber verwendet. Ihr Wirkstoff Silymarin verändert die Membran der Leberzellen derart, dass keine Gifte eindringen können und sich die Leber regenerieren kann.
Die Leber ist das zentrale Organ des Stoffwechsels. Die von uns aufgenommenen Nährstoffe gelangen über den Darm ins Blut und über die Pfortader zur Leber. Sie ist für den Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Giften verantwortlich. Die Leber mit Mariendistel-Samen zu stärken, kann die Heilung kleiner und großer Leberprobleme unterstützen:
- Vom Kater nach dem Gartenfest bis zu Alkoholvergiftung und Hepatitis
- Von der Pilzvergiftung (Amatoxin des Knollenblätterpilz) bis zum Schlangenbiss
- Von Reisekrankheit und Migräne bis zu Gallenbeschwerden und Krampfadern
Die Mariendistel-Samen können nicht gemütlich gesammelt oder gepflückt werden. Sie wollen erobert sein. Bewaffnet mit Handschuhen und langärmeligem T-Shirts recken wir uns durch Stachelwälder nach oben, zu den pelzig-braun gewordenen Blütenköpfen. Au! Ein Blatt hat uns erwischt. Aua! Der Stachelkranz um die Blüte hat den Handschuh durchbohrt. Ha! Endlich einen Stengel mit Blüte erreicht und abgeschnitten.
Mit einem Korb voller trockener Blütenköpfe beginnt unsere Ernte erst. Wir müssen die Samen mit der Schere aus dem Pusteblumen-Flaum der braunen Blüte herauskratzen und die einzelnen Samen von ihren Schirmchen befreien.
Die Samenernte ist ziemlich meditativ bis mühsam, bisweilen stachelig und manchmal – wenn wir mit den Fingern durch das schwarze Gold streichen – wundervoll. In solchen Momenten träumen wir vom landwirtschaftlichen Anbau der Mariendistel – und ihrer Ernte mit dem Mähdrescher. In Deutschland und Österreich gibt es einige Bauern, die die Mariendistel anbauen. Ursprünglich kommt sie aus dem Mittelmeerraum, Südafrika und Südrussland, ist aber in Mitteleuropa mittlerweile heimisch.
Damit unser Körper den Wirkstoff Silymarin gut aufnehmen kann, müssen wir den Samen anquetschen. Silymarin ist besonders reichlich in der harten Schale enthalten und löst sich in hochprozentigem Alkohol.
Wir mahlen die Samen in der Kaffeemühle und setzen eine Tinktur an:*
- 5 Esslöffel angequetschte frische oder getrocknete Samen
- 1/4 Liter Wodka oder höher prozentigen Alkohol
- Beides mischen und 10 – 21 Tage im Dunkeln stehen lassen
- Abfiltern und 3-mal täglich 20 Tropfen als Kur nehmen (im Akutfall mehr)
Klar sind wir keine Ärzte. Wir sind Menschen, die versuchen, Selbstversorger zu werden. Wir wollen altes, überliefertes Kräuterwissen für uns nutzen. Wir haben für den Gift-Notfall keine Silymarin-Injektion bereit liegen, wie ein Deutsches Krankenhaus. Aber wir könnten auf dem Weg zum Krankenhaus schon mal an unserer Mariendistel Tinktur nuckeln, um unseren Körper schnellstmöglich zu unterstützen. Oder wir können uns bei kleineren Wehwehchen einfach selbst helfen – nach dem Vorbild von Hildegard von Bingen und vielen anderen Kräuterärzten vergangener und moderner Zeiten.
Blumen und Samen in Wein gesotten, jagen das Gift aus und beruhigen die beleidigte Leber. (Hildegard von Bingen über die Mariendistel)
Danke, „Liebes Monster“ für die reiche Ernte! Du bist unser Held!
*Nachtrag und Korrektur vom 23. Oktober 2017:
Zum Herstellen der Tinktur müssen die gemahlenen Mariendistelsamen zunächst einige Stunden in Wasser eingeweicht werden. Danach abseihen, ausquetschen und die Samen jetzt erst in hochprozentigem Alkohol (60 – 80%) ansetzen. Die Farbe der fertigen Tinktur sollte golden sein.
Nachtrag vom 08.02.2023, da einige Fragen bezüglich Tinktur und dem Einweichen der (gemahlenen) Samen in Wasser als Vorbereitung kamen:
Der Silymarin-Komplex, also die Wirkstoffe, die wir haben wollen, sitzen im Samenmantel, der äußeren Schale. Das Innere des Samens enthält andere Wirkstoffe, die wir nicht haben wollen. Durch Einweichen im Wasser lösen sich die ungewünschten Inhaltsstoffe und man kann sie abschütten. Die wichtigen Wirkstoffe sind nicht wasserlöslich. Daher macht auch ein Verzehr der rohen Samen keinen Sinn, wenn man die Leber unterstützen möchte. Die Tinktur sollte hellbraun bzw. gelblich-golden sein. Andere Farben verraten, dass nicht sauber gearbeitet wurde. Wenn Du Interesse hast an Seminaren zu Heilpflanzen für Gesundheit und Unabhängigkeit, dann schaue in meiner Kräuterschule vorbei: Frau Holle Akademie.
15. Juni 2016 um 14:58
Das ist ja lustig – dieses Frühjahr bin ich zum ersten Mal auf die Mariendistel gestoßen! Im unangenhemen Zusammenhang mit Pfeiferschem Drüsenfieber und den dazugeörigen Leberwerten.
Eine Heilpraktikerin empfahl uns dann die Mariendistel – in Tablettenform… Sehr interessant zu lesen, wie man sich die Originalpflanze „zu eigen“ macht!!! Danke!
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15. Juni 2016 um 22:15
Und haben die Mariendistel-Tabletten geholfen? Neugierige Grüße von Kirsten
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16. Juni 2016 um 19:23
Schoen geschrieben! Ist Mariendiestel Milk Thistle (Silybum marianum)?
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20. Juni 2016 um 4:26
Genau, in englisch milk thistle. Danke liebe Christine.
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17. Juni 2016 um 13:29
Hm, mein Sohn hatte keinenb Bock, sie zu nehmen… Und er ist nicht mehr in einem Alter, wo er sich was „aufzwingen“ lässt…. *seufz*
Die Werte sind aber auch so ganz ok…
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20. Juni 2016 um 18:42
freut mich, dass die Werte ok sind!
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Pingback: Erste Hilfe mit Kräutern | traum selbstversorger
19. November 2017 um 22:35
Ich Habe gelesen man dürfe MAriendistelsamen nicht selber in der Kaffemühle mahlen, weil die Samen nicht mit Metall in Berührung kommen dürfen. Ich wollte mir nämlich selber Mariendistelsamenpulver zu Einnehmen herstellen. Was meint Ihr dazu?
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19. November 2017 um 23:37
Hallo Claudia, ich persönlich sehe das nicht so eng mit dem Metall. Allerdings kann die Kaffeemühle kaputt gehen bei härteren Samen wie die der Mariendistel. Vielleicht mal vorsichtig testen wie es funktioniert? Viel Spaß und viele Grüße, Kirsten
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1. Dezember 2022 um 11:33
Warum genau soll sie zuerst in Wasser eingeweicht und abgeseiht werden? Gehen da nicht wertvolle Inhaltsstoffe verloren?
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8. Februar 2023 um 14:14
Hi Mathi, danke für Deine Frage. Der Silymarin-Komplex, also die Wirkstoffe, die wir haben wollen, sitzen im Samenmantel, der äußeren Schale. Das Innere des Samens enthält andere Wirkstoffe, die wir nicht haben wollen. Durch Einweichen im Wasser lösen sich die ungewünschten Inhaltsstoffe und man kann sie abschütten. Die wichtigen Wirkstoffe sind nicht wasserlöslich. Daher macht auch ein Verzehr der rohen Samen keinen Sinn, wenn man die Leber unterstützen möchte. Die Tinktur sollte hellbraun bzw. gelblich sein. Andere Farben verraten, dass nicht sauber gearbeitet wurde. Hoffe, das hilft. liebe Grüße, Kirsten
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13. Februar 2023 um 11:45
Cool, Danke. Ja das hilft mir weiter.
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2. Februar 2023 um 17:24
Hallo,
Warum sollte man die gemahlenen mehrere Stunden wässern?
Danke fürs beantworten meiner Frage.
Herzliche Grüsse
Martina
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8. Februar 2023 um 10:18
Frage…
warum sollen die gemahlenen Samen zuerst mehrere Stunden in Wasser eingeweicht werden?
Was hat das für einen Vorteil gegenüber der Vorgehensweise die Samen nicht einzuweichen.
Danke für eine Antwort
Martina
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8. Februar 2023 um 14:13
Hi Martina, danke für Deine Frage. Der Silymarin-Komplex, also die Wirkstoffe, die wir haben wollen, sitzen im Samenmantel, der äußeren Schale. Das Innere des Samens enthält andere Wirkstoffe, die wir nicht haben wollen. Durch Einweichen im Wasser lösen sich die ungewünschten Inhaltsstoffe und man kann sie abschütten. Die wichtigen Wirkstoffe sind nicht wasserlöslich. Daher macht auch ein Verzehr der rohen Samen keinen Sinn, wenn man die Leber unterstützen möchte. Die Tinktur sollte hellbraun bzw. gelblich sein. Andere Farben verraten, dass nicht sauber gearbeitet wurde. Hoffe, das hilft. liebe Grüße, Kirsten
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