Liebesäpfel – so nannte man früher Tomaten, lerne ich – sind die Leidenschaft der Frau, die mit Stroh-Cowboyhut und Holzfällerhemd vor mir steht. Ihr energiegeladener Auftritt bringt die 30 Kursteilnehmer zum Schweigen und lässt keinen Zweifel. Ja, diese Frau kann anpacken, Fachwissen austeilen, unterhalten und sicher auch Hühner schlachten. Cynthia Sandberg ist die Besitzerin der Love Apple Farms in den Bergen von Santa Cruz.
Hier ist das Paradies für Paradeiser (österreichisch für Tomate) und biologisch-dynamisches Gemüse, welches im weit bekannten Sternerestaurant „Manresa“ in Los Gatos auf den Tellern landet. Die Farm der Liebesäpfel bietet über 100 alten und ausgefallenen Tomatensorten eine Heimat und sorgt durch den Tomaten-Pflanzenverkauf für das vertiefte Geniessertum der kalifornischen Hobbygärtner. Aber ich bin gar nicht wegen der Tomaten da. Cynthia bietet Kurse an, von der Bienenhaltung bis zur Käseherstellung und eben Creating the perfect vegetable garden. Genau das will ich wissen: Wie macht man das hier in Kalifornien mit dem Gemüseanbau? Eines ist offensichtlich: Hochbeete bzw. fein säuberlich erhöhte Beete wohin das Auge reicht.
Irgendwie ist es auch logisch, denn das Wasser ist kostbar und soll genau da landen, wo auch die Pflanze, nicht das Unkraut, wächst. Wir begutachten das Bewässerungssystem und die am Hang liegenden Beete. Sie sind nicht zu lang und nicht zu kurz und korrekt ausgelotet, damit das Wasser gleichmäßig fließen kann. Eine Beetecke trocken und eine andere matschig wäre auch nicht schlau.
Mittlerweile sticht die Märzsonne schon ganz schön herunter und ich bin froh, als wir durch das Gewächshaus und an den Gartengeräten vorbei, wieder in unser überdachtes Kursdomizil schlendern.
Cynthia erzählt, wie sie vor über 15 Jahren angefangen hat und welche Fehler wir nicht machen sollten. Im Prinzip vermittelt sie uns das kleine Einmaleins des Gärtnerns: Walnussbäume und Nadelbäume weitläufig umgehen wegen ihres schlechten Einflusses auf den Boden was ph-Wert und giftige Stoffe angeht; Gemüsebeete immer nach Süden ausrichten; Schatten angrenzender Bäume beachten; den Boden testen lassen und entsprechend aufwerten, Kompost anlegen, Belüftungsmöglichkeiten beim Gewächshaus beachten, u.v.m. Die Geschichten und Erfahrungen, in die Cynthia ihr Wissen verpackt, geben mir das schöne Gefühl, das alles zum ersten Mal zu hören.
Zum Abschluß wandere ich nochmal durch die Beete und stöbere im Hofladen nach Tomatensamen und selbstgemachter Marmelade. Dabei geht mir durch den Kopf, wie Cynthia wohl die Hände über dem Kopf zusammen schlagen würde, wenn sie mein erstes kalifornisches Gemüsebeet sehen könnte. Ich werde es nämlich erstmal mit normaler Handbewässerung und ohne eingegrenzte Beete versuchen, meinem Dickkopf und dem Geldbeutel zu liebe.
18. März 2015 um 7:20
Thank you, Kirsten, for your lovely writing and for visiting the farm. I wish you well in your gardening life!
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18. März 2015 um 18:35
Dear Cynthia, thank you so much for helping me find the right place to order organic and heirloom seeds! It was great meeting you! All the best, Kirsten
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19. März 2015 um 10:31
Schön zu sehen das ihr dort gut angekommen seit und euch direkt mal die Gegebenheiten anschaut. Ich hoffe ihr könnt möglichst schnell loslegen. Wie ist das jetzt genau mit den Walnussbäumen. Ich habe zwei riesen Bäume auf meinem neuen Grundstück. Hast du einen Tipp was ich machen könnte um den pH Wert wieder zu verbessern? Oder würde es reichen wenn ich ab jetzt immer das Laub vom Boden entferne?
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19. März 2015 um 22:26
Ja wir haben schon losgelegt mit Unkraut entfernen auf dem zukünftigen Gemüsegarten und ich bin schon erschlagen 🙂
Oh je, Walnussbäume… Ich liebe sie und es ist toll welche zu haben. Genießt es. Leider kann man im Umkreis der Baumkrone – bzw. etwas besser ist noch darüber hinaus – nichts anderes anpflanzen. Es sind zwar auch die Blätter, aber vor allem die Wurzeln, die Stoffe aussenden, die kaum eine andere Pflanze mag und deswegen gar nicht oder nur kümmerlich wächst. Das ist, was ich in der Theorie gelernt habe. Vielleicht gibt es ja in der Praxis bei euch eine Lösung oder ihr findet einen Pflanzenfreund der Walnuss. Da würde ich mich über Nachricht freuen, wie eure Experimente laufen. Viel Glück und liebe Grüße!
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28. März 2015 um 1:55
Hallo, ich hab noch was für euch gefunden, mit Tipps, was unter dem Walnussbaum wachsen kann: http://ohioline.osu.edu/hyg-fact/1000/1148.html
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27. Oktober 2021 um 7:56
Veery nice post
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